Krüger, Swantje: Einfluss der
Entspannungstechniken Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und
definierte Atmung auf die Herzratenvariabilität bei gesunden
Freiwilligen. 2014 (Originalpublikation, hier veröffentlicht am
14.12.2014)
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Ältere Studien (!!)
Bereits gering gradig ausgeprägte Depression geht mit eingeschränkter HRV einher
Zu dieser
Schlussfolgerung gelangt eine kontrollierte Studie von M. Mück-Weymann
und Kollegen an 22 Patienten mit depressiven Symptomen und einer Gruppe
von 11 depressionsfreien Vergleichspersonen. Das Ausmaß der depressiven
Symptome wurde mit Hilfe des BDI (Beck Depression Inventory) erfasst.
Signifikante Einschränkungen (p<0,05) der HRV (beurteilt anhand von
RMSSD) zeigten sich bereits im Score-Bereich von 9 bis 19 Punkten und
waren auch bei höheren Depressionswerten (20-33 Punkte) nachweisbar.
Nach Ansicht der Autoren stützt ihre Studie die schon von anderen
Untersuchungen aufgestellte Vermutung, dass es Zusammenhängezwischen
depressiven Symptomen und eingeschränkter HRV gibt , die möglicherweise
für die erhöhte kardiovaskuläre Sterblichkeit verantwortlich zeichnen.
Mück-Weymann, M., et
al.: Depression modulates autonomic cardiac control: a physiological
pathway linking depression and mortality? German J. Psychiatry 2002 (5)
67-69,
http://www.gjpsy.uni-goettingen.de/gjp-article-mueck-weymann.pdf
Stressbelastung:
Depressive Stimmung korreliert mit der parasympathischen Steuerung der
Herzschlagfolge
In einer Studie an 53 gesunden
College-StudentInnen wurde der Zusammenhang zwischen depressiver
Verstimmung und parasympathischer Steuerung der Herzschlagfolge in Ruhe
und während Stressbelastung (freie Rede vor Publikum) und
Vagusstimulation (Kältereiz im Gesicht) untersucht. Depressive Stimmung
wurde mit dem Beck’schen Depressions Inventar (BDI), die
parasympathische kardiale Kontrolle in Form der “high-frequency“-Komponente
(0.12-0.40 Hz; HF) der Herzratenvariabilität mittels
Power-Spektrum-Analyse bestimmt. Die Probanden wurden mittels
Median-Split anhand der BDI-Werte in eine wenig bzw. stärker depressive
Gruppe eingeteilt. Die depressivere Gruppe zeigte während der
Stressbelastung eine signifikant größere Einschränkung der HF-HRV,
während parasympathischer Stimulation war der Anstieg der HF-HRV
signifikant geringer. Dieser Effekt war bei Frauen deutlicher als bei
Männern. Jedoch konnte von Geschlecht und depressiver Verstimmung nicht
unmittelbar auf die HRV-Änderungen unter Stress/Vagusstimulation
rückgeschlossen werden.
Depressive Stimmungen beeinflussen also auch bei Gesunden
deutlich die neurokardiale Steuerung. Dies unterstützt die Hypothese,
dass autonome Verknüpfungen zwischen Seele und Leib Entwicklung und
Verlauf von Herzkrankheiten mitbestimmen könnten.
Hughes JW, Stoney CM (Ohio State University,
Columbus 43210-1222, USA): Psychosom Med 2000
Nov-Dec;62(6):796-803
Depression ist mit
eingeschränkter HRV bei Herzinfarktpatienten verbunden
Herzinfarktpatienten, die
zusätzlich unter einer Depression leiden, haben eine schlechtere
Prognose. Nach Ansicht von R. M. Carney und Kollegen beruht dies darauf,
dass Depressionen mit einer eingeschränkten HRV einhergehen. Für diese
These führen die amerikanischen Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer
Studie an, in der sie die HRV bei 380 depressiven Herzinfarktpatienten
mit der HRV von 424 Herzinfarktpatienten ohne Depression verglichen (In
allen Fällen waren es frische Myokardinfarkte). Es zeigte sich, dass
alle vier geprüften HRV-Parameter (logarithmische Werte von ULF-, VLF-,
LF-, HF-Power) bei depressiven Infarktkranken signifikant niedriger
waren. Mit Ausnahme der HF-Power galt dies auch nach Berücksichtigung
zahlreicher Variablen (Alter, Geschlecht, Diabetes, Rauchen). Die
Diskrepanz zu nicht-depressiven Patienten fand sich Infarktbetroffene
mit Minor oder Major Depression gleichermaßen. Bereits
leichtere depressive Störungen scheinen sich somit deutlich die HRV zu
beeinträchtigen. Ob eine Depressionstherapie letztlich die
Überlebenswahrscheinlichkeit von Herzinfarktpatienten tatsächlich
verbessert, bleibt noch zu zeigen. Bislang gibt es zumindest Hinweise
darauf, dass sowohl eine kognitive Verhaltenstherapie als auch die Gabe
bestimmter Antidepressiva (Serotoninwiederaufnahmehemmer) die HRV
verbessert.
R. M. Carney et al.:
Depression, heart rate variability, and acute myocardial infarction.
Circulation 2001 (104) 2024-2028
Umweltverschmutzung
beeinträchtig HRV
USA. Wenn Menschen Luftpartikel mit einem Durchmesser von 2,5
Mikrometern (oder weniger) vier Stunden lang einatmen, verschlechtert
sich die HRV. So nimmt die über 5 Minuten gemessene SDNN (=
Standardabweichung normaler RR-Intervalle) bei jedem Anstieg der
Luftpartikelmenge von 1 mg pro Quadratmeter um jeweils 2,66 Prozent ab.
Zugleich steigt die Herzfrequenz um 1,02 Prozent an. Hierbei lassen sich
kurzfristige von längerfristigen Effekten unterscheiden. Auf diese
Zusammenhänge macht eine Untersuchung von S. R. Magari und Kollegen an
40 gesunden Arbeitern (meist Kesselbauer) aufmerksam. Nach Ansicht der
Autoren können die beobachteten Effekte entweder auf einem direkten
stressvermittelten Einfluss auf das autonome Nervensystem oder indirekt
auf einer Bildung von Freisetzung von Cytokinen.
Magari, S. R., et al.:
Association of heart rate variability with occupational and
environmental exposure to particulate air pollution. Circulation 2001
(104) 986-991
Auch Spenderherzen
bewahren sich etwas HRV
Deutschland. Auch die noch
schlagenden Herzen von Organspendern weisen eine - wenn auch deutlich
verringerte - nichtlineare und lineare Herzratenvariabilität auf.
Darauf macht eine Studie von T. Neumann und Kollegen aufmerksam, die die
HRV bei sieben hirntoten Organspendern mit derjenigen von sieben
gesunden Freiwilligen verglich.
Neumann, T., et al.: Linear
and non-linear dynamics of heart rate variability in brain dead organ
donors. Z. Kardiol. 2001 (90) 484-491
Blutfettsenkung geht mit
verbesserter HRV einher
Griechenland. Die medikamentöse Senkung
erhöhten Blutcholesterins ist keineswegs bloße
"Blutkosmetik", wie eine Studie von A. N. Pehlivanidis und
Kollegen zeigt. Auch die Herzratenvariabilität verbessert sich
signifikant (p<0,05), gemessen an folgenden Parametern: SDNN, SDANN,
pNN50, RMSSD, Total Power, LF/HF-Ratio, normalisierter HF und LF. Diese
Feststellung beruht auf der Beobachtung von 40 Patienten mit
Hypercholesterinämie (Durchschnittsalter: 61 Jahre), die zwei Jahre
lang täglich 20 mg Atorvastatin (ein Arzneimittel aus der Gruppe der
Statine) einnahmen und 20 gesundenn Kontrollpersonen. Die Hälfte der
Teilnehmer mit Hypercholesterinämie litt zusätzlich unter einer
koronaren Herzkrankheit. Während sich bei den Kontrollpersonen im
Verlauf der beiden Beobachtungsjahre weder der Cholesterinspiegel im
Blut noch die HRV veränderte, verbesserten sich beide Werte bei den
behandelten Patienten. Patienten ohne koronare Herzkrankheit
profitierten mehr als solche mit einem Herzleiden. Ein unmittelbarer
Zusammenhang zwischen HRV und Cholesterinsenkung war nicht zu erkennen.
Die Autoren schließen deshalb nicht aus, dass auch anderen
Eigenschaften des Medikaments als nur sein fettsenkender Effekt der HRV
zugute kamen.
Pehlivanidis, A. N., et al.: Heart rate
variability after long-term treatment with atorvastatin in
hypercholesterolaemic patients with or without coronary artery disease.
Atherosclerosis 2001 (157) 463-469
Verringerte HF-Power bei
Schlaf-Apnoe-Syndrom
USA. Männer mit einem leichten bis
mittelgradigen Schlaf-Apnoe-Syndrom weisen im Vergleich zu gesunden
Männern gleichen Alters einen signifikant verringerten Vagustonus
(beurteilt anhand der HF-Power) auf. Zu diesem Ergebnis gelangen M. F.
Hilton und Kollegen in einer Vergleichsstudie an 15 Männern mit
Schlaf-Apnoe und 14 gesunden männlichen Kontrollpersonen. Dabei wurden
insbesondere die Parameter der Herzvariabilät und die Ausscheidung von
Stresshormonen (Katecholaminen) im Urin erfässt. Während der Anteil
der HF-Power (als Maß des Vagustonus) bei den Patienten nur 10 Prozent
der Total Power betrug, fiel der gleiche Wert bei den gesunden Personen
mit 17 Prozent signifikant höher aus. Ein Unterschied bei der
Ausscheidung der Stresshormone war nicht zu erkennen.
Hilton, M. F., et al.: The sleep apnoea
syndrome depresses waking vagal tone independent of sympathetic
activation. Eur. Respir. J. 2001 (17) 1258-1266
Anorexie bei Jugendlichen:
Gewichtszunahme spiegelt sich in tendenziell verbesserter HRV wider
Deutschland. Bei Mädchen mit Anorexie
(mittleres Alter: 15,6 Jahre) verbessert sich im Lauf einer stationären
Behandlung nicht nur signifikant das Körpergewicht (hier: von 79,3 auf
87,8 Prozent des individuellen Idealgewichtes, tendenziell bessert sich
auch die Herzvariabilität (hier beurteilt anhand von RMSSD). Wie P.
Hummel und Kollegen in einer offenen Studie an 11 Patientinnen
beobachten konnten, erhöhten sich RMSSDr von 32,2 auf 36,6 ms und
RMSSDfa von 49,2 auf 59,0 ms. Beide Mittelwerte lagen allerdings noch
unter denen eines altersentsprechenden Kontrollkollektivs, was damit
zusammenhängen könnte, dass den Patientinnen immer noch 15 Prozent bis
zum Erreichen ihres Normalgewichtes fehlten.
Hummel, P., et al.:
Herzratenvariabilität bei anorektischen Jugendlichen. Vorgestellt auf
den 3. Mitteldeutschen Psychiatrietagen in Magdeburg, 16.-17.03.2001,
und auf 7. Weltkongress für Biologische Psychiatrie in Berlin, 1. bis
6.07.2001
Eingeschränkte vagale Steuerung bei
Depression
Deutschland. Bei Personen mit depressiven
Symptomen lassen HVR-Messungen eine verringerte vagale Kontrolle der
Herzfunktion auf. Zu dieser Schlussfolgerung gelangen M. Mück-Weymann
und Kollegen in einer Studie, in der sie bei 36 gesunden bis leicht
depressiven Personen Beziehungen zwischen "Depressivität"
(ermittelt mit Hilfe des Beck Depression Inventory = BDI) und
HRV-Parametern untersuchten. Dabei fand sich zwischen BDI-Score und
vagalen Parametern ein Zusammenhang (alles Durchschnittswerte!):
Während RMSSD unter kontrollierter Atmung bei wenig depressiven
Teilnehmern (BDI = 6,3) 75,3 ms betrug, war der gleiche Wert bei
depressiveren Personen (BDI = 23,3) mit 28,5 ms signifikant erniedrigt.
Die Autoren schließen nicht aus, dass der Zusammenhang durch
Herzkrankheiten vermittelt wird, da letztere gehäuft mit Depressionen
einhergehen.
Mück-Weymann, M., et al.: Do depression
symptoms affect autonomic control of the heart? Clinical Autonomic
Research 2000 (10) 244-245
Unterschiedlicher Einfluss von
Psychopharmaka auf die HRV
Amitriptylin und Clozapin verringern die
HRV, während Fluoxetin und Hyperericum Extrakt diese nicht
beeinflussen. Diese Feststellungen beruhen auf HRV-Messungen an je 20
Personen.
Mück-Weymann, M., et al.: Comparative
biomonitoring of autonomic functions in patients treated with various
psychotropic drugs. Vorgestellt auf dem 12. Internationalen Symposium
über das Autonome Nervensystem
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