Erste Beobachtungen zum Phänomen der HRV
reichen über 1.700 Jahre zurück in das 3. Jahrhunder nach Christus.
Damals analysierte der chinesische Arzt Wang Shuhe in seinen Schriften
verschiedene Puls-Typen und beschrieb ihre klinische Bedeutung. Eine
seiner Feststellung erinnert frappierend an das Phänomen der HRV:
"Wenn der Herzschlag so
regelmäßig wie das Klopfen des Spechts oder das Tröpfeln des Regens
auf dem Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen
sterben."
Offenbar hatte der chinesische Gelehrte
erkannt, dass ein variabler Herzschlag Zeichen von Gesundheit ist.
In der modernen Wissenschaft wird die HRV
erstmals Mitte der 60-ger Jahre als diagnostisch wichtiges Phänomen
beschrieben. Große Bedeutung erlangte sie von Anfang an in der
Geburtshilfe, wo sie in Form der "Kardiotokografie" bis heute
eine wichtige Rolle spielt. Methodisch unterscheidet man die Phono-,
Elektro und Ultrasonokardiografie. Die Kardiotokografie operiert zwar
(noch) nicht mit den gängigen HRV-Begriffen (sie spricht vor allem von
Oszillation, Dezeleration und Akzeleration), misst aber der
Variabilität der fetalen Herzfrequenz eine wichtige prognostische
Bedeutung zu.
Ende der 80-er Jahre setzte in der
englischsprachigen Medizin gezieltes und lebhaftes Interesse am Thema
HRV allgemein ein, das bis heute zudem kontinuierlich zunimmt. So ist
in den Jahren 1975 bis 2015 die Zahl der in PubMed zum Suchbegriff "heart
rate variability" gelisteten Publikationen kontinuierlich gewachsen).
Dabei ist die HRV beileibe kein neues - vielleicht aber in seiner
Bedeutung neu wieder entdecktes - Phänomen, (siehe oben). Viele ältere
klinische Beobachtungen (wie die "respiratorische Sinusarrhythmie" oder
die "Pulsstarre") bekommen aus heutiger (sprich: HRV-Sicht) eine neue
Bedeutung.
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