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A. Berbalk, S. Bauer, G. Rombach

Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig

Monitoring der Herzfrequenzvariabilität zur Belastbarkeitsdiagnostik


Erfolg im Leistungssport setzt sichere und praktikable Verfahren für eine optimale Trainings-  steuerung voraus. Während die Herzfrequenz (Hf) bereits seit langem zur Steuerung der Trainingsbelastung  Anwendung findet, wird die Herzfrequenzvariabilität (HRV), die sehr differenziert Veränderungen des vegetativen Zustandes widerspiegelt, bisher noch wenig genutzt. Im Rahmen einer Längsschnittanalyse, die als Einzelfallstudie angelegt war, wurde die Eignung der HRV zur Belastbarkeitsdiagnostik untersucht.

Bei dem Probanden handelt es sich um einen leistungsstarken Langstreckentriathleten (Alter: 38 Jahre, Trainingsumfang: 1000 h/Jahr, Wettkampfzeit IRONMAN®: ca. 9 Std.). Die Datenerhebung erfolgte mit dem Vantage NV der Firma Polar in einer täglichen fünfminütigen Aufzeichnung  der Herzzeitintervalle morgens über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren. Eine detaillierte Analyse der HRV erfolgte mit der Software Polar Precision Performance. In die Untersuchung wurden Parameter des Streudiagramms (stda, stdb), der Zeitbereich- (SD, RMSSD) und Frequenzanalyse (TP, LF, HF, HF%, LF/HF%) einbezogen. Durch die Auswertung von 684 Einzeldatensätzen ergaben sich bei einer durchschnittlichen Hf von 43 ± 4 min-1 folgende Referenzwerte der HRV:   stdb 128ms, SD 140ms, RMSSD 181ms, TP 20633ms2, HF 15936ms2, HF 77% und LF/HF 8%. Vor allem die den Vagus repräsentierenden Kurzzeitvariabilitätsparameter (stdb, RMSSD, HF und HF%) sind bei dem untersuchten Triathleten, verglichen mit Normalwerten aus der Literatur, stark erhöht (z.B. RMSSD 181ms  vs.  27ms). Beim Vergleich der HRV in verschiedenen physischen und psychischen Belastungssituationen zeigen sich charakteristische Veränderungen. Bei subjektiv schlechter Befindlichkeit, gestörtem Schlafmuster, mentaler Anspannung, Infekten, verletzungsbedingtem Stress und einer zu hohen Trainings- oder Wettkampfbelastung kommt es zu einer Verschiebung des vegetativen Gleichgewichts in Richtung erhöhter sympathikotoner Funktionslage, verbunden mit einer signifikanten Zunahme der Hf und Abnahme der HRV (p<0,01). Belastungs- und umfeldbedingte Einflüsse auf das vegetative System können sich dabei überlagern. Eine längerfristige Unterschreitung der individuellen Referenzwerte der HRV kann als Ausdruck eines möglichen Regenerationsdefizits bzw. eines beginnenden Übertrainings gewertet werden. Im Anschluss an physische Extrembelastungen, wie beispielsweise einen IRONMAN®, ermöglicht die Kontrolle der HRV Rückschlüsse auf den Regenerationsverlauf.

Für die tägliche Trainingssteuerung ist neben der computergestützten Auswertung eine Sofortinformation über die aktuelle HRV von besonderem Interesse. Deshalb wurde in einer weiteren Untersuchung die diagnostische Aussage des RLX-Wertes überprüft, der als modifizierte Standardabweichung auf dem Display des Sporttesters erscheint und alle fünf Sekunden aktualisiert wird. Zwischen den, während der fünfminütigen Messung abgelesenen RLX-Werten (höchster und niedrigster Wert) und den Kurzzeitvariabilitätsparametern konnten hochsignifikante Korrelationen (p<0,01) nachgewiesen werden. Der RLX-Wert erweist sich also für die tägliche Trainingssteuerung als geeignet, um Aussagen bezüglich der augenblicklichen Belastungsverträglichkeit zu treffen.

Die gewonnenen Ergebnisse machen deutlich, dass sich die HRV für die Trainingspraxis als aussagekräftiger Parameter erweist, da mit der HRV komplexe Zusammenhänge vegetativer Regulationen erfasst werden können.  Durch eine regelmäßige Kontrolle der Hf und HRV lassen sich sowohl funktionelle Umstellungen und Anpassungen infolge positiver Belastungsverarbeitung, als auch vegetative Dysbalancen auf Grund zu hoher Gesamtbelastung (physisch und/oder psychisch) oder gesundheitlicher Beeinträchtigungen nachweisen.

 

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