Im Ausdauersport nimmt die individuelle
Belastungssteuerung eine zentrale Rolle ein. Die Wahl der „richtigen“,
d.h. auf das Trainingsziel abgestimmten Belastungsintensität ist
Grundvoraussetzung für die Ausprägung der komplexen
Ausdauerleistungsfähigkeit. Werden die Trainingsbelastungen fortwährend
auf die individuelle Leistungsfähigkeit und die aktuelle Belastbarkeit
abgestimmt, ist ein Optimum in der Belastungssteuerung gegeben.
Ziel der Studie ist es, zu überprüfen
inwieweit die Herzfrequenzvariabilität (HRV) bzw. Parameter der HRV für
die Bestimmung individueller Trainingszonen geeignet sind.
Dazu wurden zwei Versuchsreihen auf dem Laufband mit
16 lauferfahrenden Sportlern im Alter 27,3
± 5,2 Jahren
(Stufentest I: Beginn 8-10 km/h, 2 km/h Steigerung alle 3 min, 1 min
Pause; Stufentest II: Beginn 2 km/h, Steigerung 2 km/h alle 2 min ohne
Pause) durchgeführt, bei denen im Gehen/Laufen die HRV, Hf,
Sauerstoffaufnahme sowie die Polar „Own-Zone-Grenzen“ mit dem Messgerät
„M52“ bestimmt wurden.
Ergebnisse:
Die individuelle anaerobe Schwelle (IAS) (Basislaktat
+1,5 mmol/l vgl. Dickhuth et al. 1989) wird im Stufentest I bei 3,1
± 0,5
mmol/l Laktat, 86,8 ±
2,5 % der Hfmax und 79,9 ±
7,6% der VO2max erreicht. Im Stufentest II wird für die
OWN-ZONE-Low ein Herzfrequenzbereich von 120,1
± 8,3 bis bis
140,1 ±
8,3 Schlägen/min bestimmt, was 62,7
± 5,0% bis
73,5 ±
4,8 % der individuell bestimmten maximalen Herzfrequenz entspricht. An
der oberen Grenze der OWN-ZONE-High beträgt die Herzfrequenz 160,1
± 8,3
Schläge/min (83,6 ±
4,9 %Hfmax).
Die HRV im Stufentest II sinkt auf den
ersten Belastungsstufen bis zu einer Sauerstoffaufnahme von 60% der VO2max
signifikant und im weiteren Verlauf tendenziell gegen Null. Anders
stellt sich der Verlauf beim Kurzzeitvariabilitätsparameter „stdb“
(=SD1) dar. Die Werte nehmen ebenso auf den ersten Belastungsstufen
signifikant ab und erreichen bei 78% der maximalen Herzfrequenz bzw. 66%
der VO2max ein absolutes Minimum. Auf den folgenden
intensiveren Belastungsstufen steigt der stdb-Wert wieder an.
Der Intensitätsbereich von 66% der VO2max
kennzeichnet ein reizwirksames Training in primär aerober
Stoffwechsellage und wäre damit ein äußerst interessanter Wert für das
Ausdauertraining. Herzfrequenz und Sauerstoffaufnahme liegen bei diesem
SD1-Minimum signifikant (p < 0,01) unter der individuellen anaeroben
Schwelle. |