Problemstellung:
Im Stufentest zeigt sich ein Abfall der Herzfrequenzvariabilität (HRV)
mit zunehmender Belastungsintensität (P), der bis ca. 60% VO2max
überproportional und darüber bis zu maximalen Intensitäten asymptotisch
verläuft. Differenzierende Analysen im Frequenzbereich und im Pointcaré
Plot dokumentieren zudem einen Wiederanstieg anteiliger schneller
Oszillationen der HRV ab ca. 80% Pmax. Aufgrund der größeren
Veränderungen der HRV-Parameter im Vergleich zur Herzfrequenz und
Laktat bis in moderate Belastungsbereiche ist ein möglicher Einsatz der
HRV in der Trainingspraxis für die Belastungssteuerung zu diskutieren.
Grundlegend sind in diesem Zusammenhang Kenntnisse über das Verhalten
der HRV im Vergleich zu metabolischen Messgrößen bei ansteigenden
Intensitäten sowie über das zeitabhängige Verhalten bei Beanspruchungen
längerer Dauer. Mit der vorliegenden Studie wurde die HRV bei
Fahrradergometer-Dauerbelastungen unterschiedlicher Intensität in
Relation zum maximalen Laktat-Steady-state (maxLass) untersucht.
Methodik: 11 Probanden (25±5 J,
82±14 kg, 182±5 cm) absolvierten nach einem Eingangsstufentest 11 bis 21
30minütige Fahrradergometer-Dauertests in randomisierter Reihenfolge
(Abstufung 10 Watt von 30% Pmax bis 1 Test oberhalb PmaxLass, d.h.
LA-Anstieg > 0,05 mmol l-1 min-1). Kontinuierlich
wurden die RR-Intervalle mit dem Polar Vantage® aufgezeichnet sowie 8
ohrkapillare Laktatbestimmungen durchgeführt. Neben der Streuung um die
mittlere RR-Intervalldauer (RRSD zu RRMW) im
Zeitbereich wurde die HRV mittels quantitativer Analysen der Streuung im
Pointcaré Plot (SOL und SOW entsprechend Stda und
Stdb) untersucht.
Ergebnisse:
Bei zunehmender Intensität bis ca. 60-65% PmaxLass fallen SOW
und RRSD und SOL exponentiell ab. Im Gegensatz zu
SOW und RRSD steigt SOL im Mittel bei
93% PmaxLass (191±36
Watt; 72% Pmax) wieder signifikant an, wobei die individuelle Leistung
im SOL-Minimum signifikant mit PmaxLass (206±41
Watt, 78% Pmax) korreliert (r=0.94). Entsprechend ist die Relation von
SOL zu RRMW (SOL/RRMW)
zwischen ca. 50-93% PmaxLass konstant, um bei Intensitäten im PmaxLass
sprunghaft anzusteigen. Die zeitabhängigen Effekte sind für alle
HRV-Parameter isoliert betrachtet nicht signifikant. Jedoch steigen mit
Erreichen der PmaxLass besonders SOL/SOW, SOL/RRMW
deutlich mit der Aktivitätsdauer (p<0,05).
Schlussfolgerung:
Untersuchungen zufolge trainieren ca. 35% der Freizeitläufer mit
Laktatwerten ³
4 mmol l–1 in gesundheitlich und trainingsphysiologisch
ungünstiger Intensität. Wir zeigten, dass der bei gesundheitsrelevanten
niedrigen bis moderaten Intensitäten sensible Belastungsparameter HRV
darüber hinaus unter intensiverer Belastung über den Anstieg spontaner
Fluktuationen (SOL) ein Indikator einsetzender partiell
anaerober Energiebereitstellung ist. Insbesondere, wenn SOL
im Verhältnis zu der Gesamtvariabilität sowie der Basisherzfrequenz
betrachtet wird, zeigt die HRV ansteigende Ermüdung während längerer
intensiverer Beanspruchung an. Online erfasst, könnte somit die HRV
kombiniert mit dem traditionellen Herzfrequenzmonitoring für die akute
Trainingssteuerung eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
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