herzratenvariabilitaet.de (= hrv24.de = herzfrequenzvariabilitaet.de)


 
Web www.hrv24.de

Home
Themen-Überblick
Einführung
Geschichte
Biologie
Perspektiven
HRV-Lexikon
Herz+Seele
Psychotherapie
Originalpublikationen
Forschung Neu
Geräte
Messung
Daten
Herz-Intelligenz
Fall-Beispiele
Praktische Tipps
HRV-Feedback
HRV & Medikamente
Fragen+Antworten
Kontakt
Literatur
Veranstaltungen
Links
Impressum

G. Janshoff*, H. Mück*, M. Mück-Weymann

*Köln, **Inst. f. Physiologie & Kardiologie, Univ.Erlangen-Nürnberg

Beeinflusst Stretching die autonome Steuerung des Herzens?


Problemstellung:
Quantifizierungen der Herzratenvariabilität (HRV) erlauben eine Beurteilung sympathischer („stress-bezogener“) und parasympathischer („entspannungsbezogener“) Einflüsse. Ein dauerhaftes Überwiegen sympathischer Erregung kann mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko (z.B. für Herzleiden, Neuropathien, Depression) assoziiert sein. Im Gegensatz dazu haben Maßnahmen wie Sport, Medikamente oder Psychotherapie einen günstigen Einfluss auf Gesundheit und HRV, weshalb diese als leicht zu messender Indikator für Therapiewirkungen gilt. Stretching („Muskeldehnung“) ist eine nebenwirkungsarme, preiswerte und überall durchführbare Maßnahme, die für viele Risikopatienten geeignet ist. - Wir stellten uns die Frage, ob Stretching die HRV beeinflusst.

Methode: Im Rahmen einer laufenden Studie wurden bislang 11 gesunde gut trainierte männliche Kraftsportler eines Sportstudios (Alter: 24 bis 44 Jahre) vor und 20 Tage nach Beginn eines Stretchingprogramms mit täglichem Training untersucht. Als Zielparameter werden Lebensgewohnheiten, Persönlich-keitseigenschaften, Befindlichkeiten, die Flexibilität in wichtigen großen Gelenken und die HRV (während ruhigem Sitzen, Stretching, Liegen und Orthostaste) mit dem Polar®-Advantage erfasst.

Ergebnisse: Neben einem Trend zu verbesserter Befindlichkeit am Tag 20, verzeichneten v.a. vagale Indikatoren der HRV - während Ruhe (RMSSD Tag 0: 26+/-14 ms, Tag 20: 52+/-26 ms; pNN50 Tag 0: 4+/-4 %; Tag 20: 13+/-8 %)  und Intervention (RMSSD Tag 0: 21+/-8 ms, Tag 20: 35+/-15 ms; pNN50 Tag 0: 2+/-1 %; Tag 20: 6+/-3 %)  - im Verlauf des 20-Tage-Programms einen signifikanten (p<0.01) Anstieg. Über diesen globalen Befund hinaus ergaben sich - unabhängig vom „Dehnungserfolg“ - Zusammenhänge zwischen HRV-Steigerungen und Lebensalter: Bei „Älteren“ stieg die HRV deutlich stärker.

Interpretation: RMSSD und pNN50 beschreiben u.a. die vagale Aktivität. Alle drei Parameter haben sich im Verlauf des 20-tägigen Stretchingprogramms eindeutig im Sinne einer (wünschenswerten) vermehrten parasympathischen Aktivierung verändert. Das Ausmaß ähnelt dem therapeutischer Interventionen (Medikamente, Sport, Psychotherapie). Entgegen unseren Erwartungen waren die Effekte vom Stretching-Erfolg unabhängig. „Ältere“ Studienteilnehmer erzielten einen geringeren Dehnungszuwachs, waren aber weitaus „vagotoner“ als die muskulär flexibler gewordeneren jüngeren Teilnehmer.

Schlussfolgerungen: Vor dem skizzierten Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass Stretching besonders bei „älteren“ Männern günstige Effekte auf Herzfunktion und autonomes Nervensystem ausübt. Möglicherweise können auch Leistungssportler Stretching mit Gewinn zur Stabilisierung der „autonomen Balance“ nutzen.

Über noch zu untersuchende „Vernetzungen“ scheinen Herz und psychisches Befinden günstig mitzureagieren. Sollten sich die angedeuteten Zusammenhänge bestätigen, würden sich damit - z.B. via Stressreduktion und kardiorespiratorische Ökonomisierung - interessante neue Ansätze für präventivmedizinische Maßnahmen und innovative Behandlungsansätze von Krankheiten eröffnen.

 

Home ] Nach oben ]