P.
Platen, S. Nüsser, M. Krüger, R. Woestmann, H. Schulz, U. Hartmann, U.
Bartmus, V. Grabow, H. Heck
Arbeitsgruppe Regeneration, DSHS Köln, Uni
Bochum, Uni Dortmund, TU München
Morgendliche Herzfrequenzvariabilität
von Triathleten im Jahresverlauf
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Fragestellung: Parameter der
Herzfrequenzvariabilität können möglicherweise im Hochleistungstraining
zur Beurteilung des vegetativen Funktionszustandes in Training und
Regeneration und somit zur Verhinderung trainingsbedingter
Überlastungsreaktionen beitragen. Hierzu ist die Kenntnis von
Langzeitverläufen der Herzfrequenzvariabilität in der Saison
erforderlich. Derartige Daten liegen jedoch nach Kenntnis der
Autor/innen derzeit nicht vor. In der vorliegenden Studie wurden die
Herzfrequenzvariabilität von 3 Triathleten im Verlauf einer ganzen
Saison dokumentiert und mögliche Zusammenhänge mit dem Training
analysiert.
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D (Tage) |
n |
n-ausw / % |
P1 |
330 |
210 |
139 / 66 |
P2 |
310 |
139 |
107 / 76 |
P3 |
220 |
74 |
54 / 72 |
Methodik: 3 Triathleten (P1,
P2, P3: 28, 28, 34 Jahre, Trainingsalter 7, 6, 7 Jahre, p4: 4.2, 4.0,
3.2 Watt/kg) nahmen an der Untersuchung teil. Zwischen Dez. 1996 und
Okt. 1997 wurden von den Probanden morgens vor dem Aufstehen über
mindestens 10 min Herzfrequenz-Tachogramme mit dem Polar
Herzfrequenzmessgerät Vantage NV im Beat-to-Beat Modus in Körperruhe in
Rückenlage aufgezeichnet. Die Athleten wurden gebeten, möglichst
mehrmals wöchentlich Messungen durchzuführen. Die Hard- und Software von
Polar wurde ebenfalls zur Erhebung und Dokumentation der Trainingsdaten
im gesamten Untersuchungszeitraum eingesetzt. Erhoben wurden hierbei die
gesamte Trainingsdauer (TRD) unabhängig von den einzelnen Disziplinen
und die Trainingsintensität (TRI) als Prozentsatz der jeweiligen
Trainingsherzfrequenz von der maximalen Herzfrequenz (niedrig: 55-75%,
mittel: 75-90%, hoch: 90-95% und sehr hoch: 95-100% der Hfmax).
Dauer (D) der Erhebungsphase, Anzahl der Aufzeichnungen (n) und Anzahl (n-ausw)
und Prozentsatz (%) der tatsächlich auswertbaren Tachogramme sind in der
nebenstehenden Tabelle dargestellt. Die Auswertung der
Herzfrequenzvariabilität erfolgte nach optischer Kontrolle der
Tachogramme im Zeitbereich als Analyse des RR-Abstandes (RR in ms) und
im Frequenzbereich mittels der Spektralanalyse. Ausgewertet wurden
hierbei die jeweiligen exakten Positionen des Low- (LF, 0.04 – 0.15 Hz)
und Highfrequency-Bereichs (HF, 0.15 – 0.4 Hz) sowie die zugehörigen
maximalen Werte der Spektraldichten (SDmax in ms2/hz). Die LF
wird hierbei vor allem mit dem Sympathicotonus, die HF mit dem
Parasympathicotonus in Zusammenhang gebracht.
Ergebnisse: Trotz hoher
Compliance waren nur etwa 2/3 bis 3/4 der aufgezeichneten Tachogramme
auswertbar. Die Messungen sind also sehr sorgfältig durchzuführen und
jedes Tachogramm ist individuell auf Artefakte zu prüfen und zu
beurteilen. Jeder der 3 Probanden wies eine individuelle Charakteristik
in der Funktion der Spektralanalyse auf. Die exakten LF- und
HF-Positionen variierten bei allen 3 Athleten deutlich um bis zu 100 %
im Saisonverlauf. Ebenfalls wiesen die maximalen Spektraldichten im LF-
und HF-Bereich erhebliche Schwankungen über den Zeitverlauf auf.
Gleiches gilt für die RR-Intervalle resp. die morgendlichen
Ruhe-Herzfrequenzen. Die Trainingsaufzeichnungen waren nahezu komplett.
Die Trainingsdauer variierte zwischen 0 und 560 min/d, verteilt auf alle
Intensitätsbereiche. Die Betrachtung ausgewählter, offensichtlich in der
Spektralanalyse auffälliger Untersuchungstage ließ folgende allerdings
nicht immer einheitlichen Tendenzen in Zusammenhang mit dem
durchgeführten Training erkennen: Hohe Trainingsbelastungen (Umfänge
und/oder Intensitäten) führten tendenziell zu einer Zunahme der
LF-Power, regenerative Belastungen zu einer Zunahme der HF-Power. Die
Effekte waren zwischen 1-3 Tagen nach der Trainingsbelastung in den
Tachogrammen sichtbar. Ähnliche tendenzielle Zusammenhänge zum
durchgeführten Training waren bei den RR-Intervallen resp. der
Ruheherzfrequenz nicht zu erkennen.
Schlussfolgerung: Die
Beurteilung der Parameter der Herzfrequenzvariabilität muss individuell
erfolgen. Bei insgesamt sehr hoher inter- und intra-individueller
Variation scheinen sich Trainingsmaßnahmen teilweise in den LF- und
HF-Spektraldichten, bei der hier durchgeführten Untersuchung nicht
jedoch in ähnlicher Weise in den Ruheherzfrequenzen abzubilden. Eine
Nutzung der individuellen Herzfrequenzvariabilität in der
Trainingssteuerung ist denkbar, jedoch sind noch viele Zusammenhänge
unklar. Die Studie wurde gefördert mit Mittels des BISP (VF 0408/01/03
A/97/98/99) |